Die nächsten Schritte mit der Blockchain in der Versicherungswirtschaft
Mit Frank Desvignes (AXA Labs), Philip Proost (B3i), Oliver Volk (Blockchain Enthusiast) und Karl Heinz Passler (InsurTechTalk)
Führende Versicherer sammelten erste Erfahrungen mit der BlockChain Technologie. Der prophezeite Durchbruch blieb jedoch aus. Wie ist der aktuelle Stand? Was sind die nächsten Schritte in der Zusammenarbeit, Implementierung und Skalierung in der Branche? Verschaffen Sie sich Antworten aus unserer Podiumsdiskussion.
Diese Podiumsdiskussion zum Thema „Blockchain: next steps towards collaboration, implementation & scalability“ wurde in englischer Sprache auf dem Kongress „InsurTech Rising International 2019“ geführt. Diese Veranstaltung fand in Frankreichs größtem Inkubator (der Station F) in Paris statt. Sie wurde von mir (Karl Heinz Passler, Produktmanager bei den Basler Versicherungen / Baloise Group) moderiert. Die Teilnehmer waren Oliver Volk (Blockchain Enthusiast bei der Allianz), Frank Desvignes (Global Head of AXA Next Labs) und Philip Proost (COO bei B3i).
Anmerkungen: Dieser Beitrag basiert auf der englischen Transkription der Podiumsdiskussion. Der Text wurde ins Deutsche übersetzt und zur besseren Lesbarkeit sowie Übersichtlichkeit angepasst. Die ungekürzte Fassung steht als Video und Podcast zur Verfügung. Die Begriffe BlockChain und Distributed Ledger Technology (DLT) werden synonym genutzt.
Überblick
Die Relevanz der Blockchain Technologie für die Versicherungswirtschaft
Ist die Blockchain etwas Neues für die Versicherungsbranche?
Unter welchen Umständen sollten Versicherer die Verwendung einer Blockchain in Betracht ziehen?
Warum sollten Versicherer jetzt beginnen sich mit Blockchain zu beschäftigen?
Was sind die besten Anwendungsfälle, um Blockchain bei Versicherungen einzusetzen?
Was findet bei der B3i unter dem Radar statt?
Die Rolle der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Versicherern
Ist Blockchain eine Einzelanwendung oder zwingend eine Art Ökosystem? Muss ich mit anderen Versicherern zusammenarbeiten?
Wie schwierig ist es für Versicherer mit Konkurrenten zusammenzuarbeiten?
Die Implementierung und Skalierbarkeit der Blockchain in der Versicherung
Angenommen ich habe von meinem Vorstand 500.000 Euro für eine Blockchain-Initiative bekommen. Wo im Unternehmen soll ich anfangen?
Die BlockChain Experten der globalen Versicherungsbranche
Hallo und herzlich willkommen zur Podiumsdiskussion zum Thema Versicherungen und Blockchain. Ich bin Karl Heinz Passler (KHP), der Moderator dieser Podiumsdiskussion. Bevor wir zur ersten Frage kommen, möchte ich Ihnen die unsere Experten zum Thema Blockchain vorstellen.
Unser erster Teilnehmer ist Oliver Volk. Er ist ein echter Blockchain-Enthusiast und arbeitet bei der Allianz Versicherung. Was Blockchain betrifft, so war Oliver aktiv an der Gründung der Allianz Re Blockchain-Initiative beteiligt und hat auch aktiv am Pilotprojekt mit Allianz Re und B3i mitgewirkt.
Unser zweiter Teilnehmer ist Frank Desvignes. Frank ist Leiter der AXA Global Labs. Seine Mitarbeiter und er vereinen die weltweiten Ökosysteme von Versicherung, Technologie und Startups und bauen darauf innovative Geschäftsmodelle auf. Ein wichtiger Bestandteil dieser Initiativen sind Blockchain-Initiativen.
Unser Panel komplettiert sich mit unserem dritten Teilnehmer: Phillip Proost leitet B3i in der Position des COO (Chief Operating Officer). B3i (Blockchain Insurance Industry Initiative) ist die globale Blockchain-Initiative der globalen Versicherungsindustrie. Phillip hat als Vorstand erfolgreich mehrere Transformations- und Skalierungsinitiativen bei großen Versicherern geführt.
Die Relevanz der Blockchain Technologie für die Versicherungswirtschaft
KHP: Ist die Blockchain etwas Neues für die Versicherungsbranche?
Frank Desvignes: Lasst uns einen Blick in die Geschichte der Versicherung werfen. Konkret in das 17. Jahrhundert, in dem Edward Lloyds 1680 ein Kaffee-Haus in der Turban Street in London eröffnete. Kapitäne, Schiffseigner und Kaufleute kamen zum ersten Mal zusammen und teilten sich das finanzielle Risiko für Schiffsfahrten, die in die Kolonien gehen sollten. Und soweit ich weiß notierten sie ihre Vereinbarungen in einer Art Journal / Kontobuch. Und ich glaube, dass dieses Journal (von der Vorgehensweise her) sehr mit dem verwandt ist, was die Blockchain heute für die Versicherungsbranche darstellt.
KHP: Unter welchen Umständen sollten Versicherer die Verwendung einer Blockchain in Betracht ziehen?
Oliver Volk: Vielleicht haben Sie in Präsentationen die Entscheidungsbäume mit der Überschrift "Brauche ich eine Blockchain?“ gesehen. In meinen Präsentationen habe ich normalerweise eine Folie, die diese Frage mit „Nein“ antwortet. Versicherer brauchen eine Blockchain, wenn Sie ein Problem haben, das auch mit einer Blockchain gelöst werden kann. Suchen Sie nicht nach etwas, wo Sie Blockchain anwenden können. Stattdessen sollten Sie etwas haben, wo Blockchain eine Technologie ist die dieses Problem löst.
Die Versicherungsbranche arbeitet sehr papierbasiert und es existieren viele manuelle Prozesse. Ich denke, Blockchain ist eine großartige Technologie mit großem Potenzial, die Art und Weise wie wir arbeiten zu automatisieren. Diese Distributed Ledger Technology (DLT) könnte eine Möglichkeit sein, dies zu tun. D.h. neben der Finanzindustrie bietet meiner Meinung nach auch die Versicherungsbranche großes Potenzial. Aber es ist nicht so, dass wir Blockchain in jeder Branche oder in jedem Prozess einsetzen müssen.
KHP: Warum sollten Versicherer jetzt beginnen sich mit Blockchain zu beschäftigen?
Oliver Volk: Von außen sieht es so aus, als ob der Hype um Blockchain ein wenig abgenommen hätte. Es hat keine disruptive Umwältzungen gegeben und wir haben in der Praxis auch nicht sehr viele Projekte gesehen. Aber unter dem Radar passiert viel. Es macht also keinen Sinn, jetzt einen Gang zurückzuschalten und zu sagen: Ich möchte lieber ein „Smart Follower“ als ein „First Mover“ sein. Denn man muss das Blockchain-Ökosystem analysieren, man muss es sehen und verstehen was vor sich geht und man muss auf die Anwendung einer Blockchain vorbereitet sein. Auch dann, wenn sich die Blockchain noch in der Forschung und Entwicklung befindet und es in naher Zukunft kein Produkt aus dem Regal geben wird.
Wenn es etwas gibt muss man darauf vorbereitet sein diese Technologie zu nutzen. Versicherer brauchen ein entsprechendes Managementsystem, weil es sich um eine Plattformtechnologie handelt. Blockchain wirft große Fragen bei der Standardisierung von Prozessen auf bevor man sie anwenden kann und sie wirft große Fragen im Implementierungsprozess selbst auf. Versicherungen sollten tatsächlich einige Projekte durchführen, um darauf vorbereitet zu sein.
KHP: Was sind die besten Anwendungsfälle, um Blockchain bei Versicherungen einzusetzen?
Philip Proost: Mit dieser Technologie haben wir zum ersten Mal die Chance Effizienzen über die gesamte Branche hinweg zu heben. Denn es gibt wirtschaftliche Vorteile die Versicherer nicht alleine realisieren können. Möglicherweise haben Versicherer bereits die Wertschöpfung Ihres (individuellen) Unternehmens maximiert. Vielleicht haben Sie Ihre Prozesse und Kosten-Quoten für sich alleine optimiert. Eventuell haben Sie alles verbessert was im Zusammenhang mit Schadensfällen steht, aber letztlich bearbeiten wir (Versicherer) alle die gleichen Vorgänge in mehrfacher Ausführung und das bei jedem einzelnen Vertrag.
Als Branche können wir den einzelnen Versicherungsvertrag über eine DLT teilen und alle Vorgänge auch nur einmalig ausführen. Das bedeutet also, dass wir die Versicherungsdaten (über die ganze Branche hinweg) nur einmal eingeben müssen. Und das bedeutet, dass wir die technische Verbuchung (insgesamt) auch nur einmal durchführen müssen. Dazu muss es nicht mal etwas sein, das mega-standardisiert ist.
Sie können Blockchain verwenden, um völlig maßgeschneiderte Policen zu entwickeln, und Sie können auch Ihre eigenen Klauseln hinzufügen. Ich glaube also nicht, dass es hier wirklich um ein Streben nach Standardisierung geht. Es geht darum, die zugrundeliegenden Prozesse effizienter zu gestalten, und das verhilft der Branche ihre Kosten auf breiter Front zu senken.
KHP: Was findet bei der B3i unter dem Radar statt?
Philip Proost: Ich glaube, dass unter dem Radarschirm viel vor sich geht. Was wir (bei der B3i) beobachten ist, dass Versicherer zu uns kommen und fragen, ob sie einige ihrer individuellen Initiativen in unser Netzwerk einbringen können. Um diesen Aufbau dieses gemeinsamen und miteinander verbundenen Netzwerkes geht es auch.
Zurzeit sind wir Versicherer zwar alle miteinander verbunden, aber auf eine recht ineffiziente Art und Weise. Wenn wir darüber nachdenken, würden wir alle erkennen, dass die Versicherungsbranche bereits wie ein Netzwerk funktioniert. Denn in den meisten Geschäftsvorfällen arbeiten wir bereits mit mehreren anderen Versicherern zusammen, egal ob es nun um die Vermittlung, Schadenabwicklung oder die versicherungstechnische Buchhaltung geht.
Alle diese Parteien sind miteinander verbunden, und egal was wir die letzten Jahre bzgl. Digitalisierung unternommen haben, wir haben (auch) immer versucht uns auf verschiedene Weise miteinander (besser) in Verbindung zu bringen. Wichtig ist sicherzustellen, dass wir diese Technologie so einsetzen, dass Effizienzen über den gesamten Markt hinweg geschaffen werden.
Die Rolle der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Versicherern
KHP: Ist Blockchain eine Einzelanwendung oder zwingend eine Art Ökosystem? Muss ich mit anderen Versicherern zusammenarbeiten?
Philip Proost: Ich denke, dass eine Blockchain besonders gut funktioniert, wenn Sie mehrere Parteien haben. Sie können also mehrere Versicherer innerhalb eines Konzerns haben und die Blockchain somit „alleine“ verwenden. Aber wenn Sie einen größeren Teil des Nutzens (über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg) realisieren wollen, dann müssen Sie natürlich mit anderen Versicherungsgesellschaften zusammenarbeiten.
Es geht nicht darum sich für einen Bereich zu entscheiden und zu sagen: Wir werden einfach in der Rückversicherung Blockchain einsetzen und dabei noch den Rückversicherungsmarkt umkrempeln.
Es geht eher darum die Einsatzfelder auszuwählen, die für ihr Unternehmen einen Wert erzeugen können. Die Unternehmen mit denen wir (bei der B3i) zusammenarbeiten nutzen diese Chance. Sie setzen dort an, wo es bereits ein Netzwerk mit einer bestimmten Anzahl von Teilnehmern gibt. Hier können sie mit ihrer Arbeit an einem spezifischen Versicherungsvertrag beginnen und weitere Partner in das Netzwerk aufnehmen. Und genau das wäre mein Rat.
KHP: Wenn Erstversicherer innerhalb der B3i zusammenarbeiten, müssen sie mit ihren Konkurrenten zusammenarbeiten. Das sind sie nicht gewohnt. Wie schwierig ist das?
Philip Proost: Als Erstversicherer werden Sie bereits mit anderen Marktteilnehmern zusammenarbeiten. Das könnten Schadenregulierer sein, Datenlieferanten sein; all diese Dinge. Im Moment suchen Sie nach Möglichkeiten, diese Partner innerhalb mit Organisation miteinander zu verbinden. Wenn Sie dies innerhalb einer Blockchain tun, dann teilen Sie alle die Informationen, die Sie auch miteinander teilen möchten.
Wahrscheinlich sind Sie auf irgendeiner Ebene rückversichert. Nun, dann können Sie damit beginnen, Ihre Informationen mit einem Rückversicherer zu teilen, um operativ zusammenzuarbeiten und weit Rückversicherung zu erhalten, solange sie auf demselben Blockchain Kooperieren. Das ist von erheblichem Wert, denn was Sie zum ersten Mal tun ist Informationen über die zugrundeliegenden Versicherungsobjekte auszutauschen (wenn sie dies wollen), bezüglich der Vermögenswerte und Personen die rückversichert werden sollen. Sie können der Rückversicherung auch einen direkten Zugang zu den Daten der versicherbaren Posten geben.
KHP: Wie ist Eure Erfahrung mit Partnerschaften zwischen Versicherern, Frank? Oliver?
Frank Desvignes: Mit der BNP Paribas CIB haben wir z.B. in zwei Projekten, zwischen Versicherungen und Banken, zusammengearbeitet. Aber wenn wir uns ansehen was heute möglich ist, dann geht es darum unsere Prozesse effizienter zu gestalten, Prozesse zu automatisieren die auf eine gemeinsame genutzte dezentralisierte Datenbank zurückgreifen die viele verschiedene Parteien nutzen, wie zum Beispiel bei der Betrugsaufdeckung zwischen Versicherern. Aber auch hier geht es mir nicht (nur) darum mit der Blockchain Effizienz zu realisieren. Ich glaube es gibt noch viel mehr zu tun innerhalb der Versicherer, aber auch mit den Rückversicherern.
Wenn wir uns die Krypto-Seite der Blockchain anschauen, dann sehe ich die Existenz monetärer Werte. Ich sehe den Austausch dieser Werte. Hier gibt es Chancen für Versicherungen und Rückversicherungen sich in diesen Raum zu bewegen und zu versuchen für diese Transaktionen und digitalen Güter Versicherung anzubieten.
Wenn wir ein wenig die Technologie selbst vergessen, so wie wir vor 25 Jahren über TCP/IP diskutiert haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir in 20 Jahren mit diesen Blockchain-Protokollen arbeiten werden. Aber wir werden dies nicht so (grundlegend) diskutieren wie wir es heute tun. Es wird eines der Protokolle sein die wir einfach verwenden.
Oliver Volk: Was das Thema Infrastruktur betrifft, stimme ich voll und ganz zu. Blockchain ist auf dem Weg eine Infrastruktur für den (digitalen) Austausch von Vermögenswerten zu werden. Und irgendwann werden wir nicht mehr über die Technologie dahinter reden, sondern sie einfach nutzen.
Und wie Phillip schon sagte, mit der Blockchain haben wir diese doppelten Vorgänge nicht mehr. Wir haben nicht diese Silos von A über B bis C in denen alles doppelt und dreifach vorhanden und durchgeführt wird. Ich glaube, dass die Zukunft von Blockchain als eine Art Standard für die digitale Dateninfrastruktur sein wird.
Die Implementierung und Skalierbarkeit der Blockchain in der Versicherung
KHP: Angenommen ich habe von meinem Vorstand 500.000 Euro für eine Blockchain-Initiative bekommen. Wo im Unternehmen soll ich anfangen?
Oliver Volk: Nun, ich denke, für diese Frage gibt es kein richtig oder falsch, denn man kann seine Wertschöpfungskette auch bis zum Kapitalmarkt verlängern. Und dann gibt es früher oder später vielleicht nur noch den Versicherungsnehmer und den Kapitalmarkt. Und alles dazwischen wird ...
KHP: OK, aber wir müssen morgen mit der Initiative anfangen ;-)
Oliver Volk: OK. Dann mach es so, wie wir es bei B3i gemacht haben. Mache ein Projekt bei dem Ihr zu Beginn auf bereits standardisierten Vereinbarungen aufbaut, so dass ihr bereits eine gemeinsame Sprache sprecht und darauf eine Blockchain aufsetzen könnt, um einen Prozess zu automatisieren. Oder nehmt ein parametrisches Versicherungsprodukt und versucht es mit Hilfe von Blockchain und „Smart-Contracts“ mit passenden „Triggern“ zu automatisieren.
Philip Proost: Also, wenn ich die 500.000 Euro hätte würde ich fragen: Wo haben Sie im Moment die meisten Reibungsverluste in Bezug auf Kommunikation? Wo haben Sie eine komplexe Gruppe von Akteuren die sich untereinander abstimmen müssen, um entweder eine Zahl oder ein abgestimmtes Ergebnis zu erzeugen? Und dort würde ich darüber nachdenken eine BlockChain einzusetzen. Auf dieser Grundlage würde ich mit den Teilnehmern ein Pilotprojekt oder einen Proof-of-Concept durchführen. Das könnte im Underwriting sein, es könnte in Schaden sein, es könnte an der Kundenschnittstelle sein. Das hängt sehr stark von Ihnen als Organisation ab, denn jede Organisation ist individuell.
Frank Desvignes: Wir haben vor zwei Jahren damit begonnen, eine der ersten Versicherungspolicen im Rahmen eines Smart Contract über Ethereum auf den Markt zu bringen, indem wir eine Art Parametrische Versicherung für Flugverspätungen entwickelt haben. Das war super interessant, denn als wir mit der Arbeit an diesem Anwendungsfall begannen war die Antwort auf die Frage "Sollten wir Blockchain für diesen Anwendungsfall verwenden?“ nein. Und schließlich entschieden wir uns es doch mit Blockchain umzusetzen, um zur notwendige Erfahrung zu gelangen.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir zwei Jahre später viele weitere Initiativen gestartet haben. Eine in Schweden (mit einer Arbeitslosenversicherung) in Verbindung mit der staatlichen BlockChain, an der weitere Dritte beteiligt sind. Ich glaube, dass wir jetzt das richtige Maß an Erfahrung in Bezug auf Smart Contracts, den Einsatz von Blockchain und der Distributed Ledger Technologie haben. Daher halte ich es für äußerst wichtig, irgendwann mit einer konkreten Umsetzung zu beginnen. Nicht (nur) mit einem POC, sondern mit etwas an den viele verschiedenen Parteien beteiligt sind.
Oliver Volk: Ich stimme voll und ganz mit dem überein, was meine beiden Podiumskollegen gesagt haben. Ich möchte nur einen Unterschied zwischen ihnen machen. Auf der einen Seite befindet sich die Distributed Ledger-Technologie noch in einer sehr innovativen Phase. Und deshalb, wie Frank sagte, bedeutet Innovation auch, dass man bereit sein muss auch mal einen Schritt zur Seite zu machen.
Denken Sie über den Wechsel von der analogen Fotografie zur digitalen Fotografie nach. Zu Beginn der Digitalfotografie hatten Sie eine Speicherkarte, auf der Sie zwei oder drei oder vier Bilder speichern konnten, da gab es keine sichtbare Entwicklung. Aber jetzt hat jeder eine Kamera in seinem Smartphone, und niemand denkt mehr an die analoge Fotografie zurück. Es gibt also Dinge die man vorantreiben muss. Nicht aus unmittelbarem geschäftliches Zweck, sondern wegen der daraus resultierenden Innovation.
Der andere Punkt ist (auch da stimme ich Phillip voll und ganz zu): Wo liegen Ihre größten Probleme in Ihrem Unternehmen? Wenn Sie diese identifiziert haben, sollten Sie eine Ausschreibung durchführen. Nicht um nach einer Blockchain-Technologie zu suchen, sondern um wirklich Ihre Anforderungen herauszuarbeiten und dann Anbieter einzuladen, die unterschiedliche Technologien anbieten. Denn am Ende ist Ihnen die Technologie dahinter egal, solange Sie daraus das gewünschte Ergebnis haben. In den letzten Monaten habe ich einige ausgeschriebene Projekte gesehen die genau diese Konstellation hatten. Einige Distributed Ledger Anbieter haben einen Zuschlag erhalten, andere nicht.
Vier Lektionen aus unserer Blockchain-Diskussion
KHP: Danke, liebe Diskussionsteilnehmer. Lassen Sie uns vier persönliche Lehren aus unserer heutigen Podiumsdiskussion ziehen.
Meine Hauptfrage lautete: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt um als Versicherer mit BlockChain zu beginnen? Ich habe gelernt, dass jetzt der beste Zeitpunkt ist um zu starten, denn Sie haben bereits den Grundstein für andere Versicherer gelegt. Ich danke Ihnen für diese Vorarbeit.
Oliver Volk: Ich finde es sehr lehrreich wie diese Themen aus der B3i-Perspektive gesehen werden. Sie sind eine Art ausgelagertes Innovationslabor an dem mehrere Versicherer beteiligt sind. Sie haben das IT-Wissen, passende Geschäftsvorfälle an denen Sie arbeiten können, ohne den operativen Druck Ihrer Hauptverwaltung. Es ist auch interessant zu sehen wie AXA diese Themen angeht. Irgendwie machen sie beides. Sie nehmen am B3i-Innovationslabor teil. Andererseits haben sie Flug-Verspätungs-Versicherung ins Leben gerufen, wofür man zwar keine Blockchain braucht, aber sie tun es um daran zu lernen.
Frank Desvignes: Ihnen zuzuhören und zu sehen welche Arbeiten wird bereits geleistet haben. Unsere Grundidee war ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, so wie das mit der Versicherung für Flug-Verspätung machten. Allerdings rivalisiert dies mit bereits existierenden Produkte. Also gehen wir einen Schritt weiter und sehen uns an, wo bereits heute reale Werte in der BlockChain existieren und gehandelt werden. Deshalb habe ich Krypto-Währung und. Security-Token erwähnt. Hier schauen wir uns nach Verbesserungen um.
Philip Proost: Was ich aus der Diskussion gelernt habe, ist, dass der erste Schritt rückblickend immer der schwerste ist, aber er ist immer der spannendste und wertvollste.
KHP: Ich danke Ihnen, Philip, Frank und Oliver, dass Sie uns Ihre Gedanken, Perspektiven und Einsichten zu Blockchain mitgeteilt haben.
Ressourcen
InsurTech Rising International ist die globale Konferenz für die Versicherungsbranche. Über 450 Besucher etablierter Unternehmen, Startups und Investoren aus der ganzen Welt treiben hier die digitale Revolution im Versicherungswesen voran. Die Veranstaltung 2019 in Paris brachte mehr C-Level (Vorstands-) Referenten als je zuvor auf die Bühne. Mehr als 100 Experten referierten aus der ganzen Welt - einschließlich der wichtigsten Versicherungszentren aus Europa, Israel, USA und APAC-Region. Unter anderem von AXA, AVIVA, B3i, Basloise, Generali, Mapfre, Zürich und vielen anderen mehr.
Teilnehmer
Karl Heinz Passler (KHP); https://www.linkedin.com/in/karlheinzpassler
Oliver Volk, Blockchain Enthusiast bei der Allianz; https://www.linkedin.com/in/oliver-volk-283b8533/
Frank Desvignes, Leiter der AXA Global Labs; https://www.linkedin.com/in/frankdesvignes/
Phillip Proost, COO bei B3i; https://www.linkedin.com/in/philipproost/
Hintergrundinformationen in der Reihenfolge ihrer Nennung
B3i - The Blockchain Insurance Industry Initiative; https://b3i.tech/home.html AXAGlobal Labs; https://axaindia.com/innovation
Bavarian Blockchain Association; https://www.blockchain-bayern.de/
Lloyds of London; https://en.wikipedia.org/wiki/Lloyd%27s_of_London History of Lloyds; https://www.lloyds.com/about-lloyds/history
Definition General Ledger: https://en.wikipedia.org/wiki/General_ledger
Blockchain; https://en.wikipedia.org/wiki/Blockchain
Distributed Ledger Technology (DLT); https://en.wikipedia.org/wiki/Distributed_ledger
Definition General Ledger; https://en.wikipedia.org/wiki/General_ledger
Do you need a Blockchain? By Karl Wüst Department of Computer Science ETH Zurich and Arthur Gervais Department of Computing Imperial College London; https://eprint.iacr.org/2017/375.pdf
Gartner blockchain hype cycle 2019; https://www.ledgerinsights.com/gartner- blockchain-hype-cycle-2019/
Blockchain may be hyped but it has a place in the insurance industry; https://insureblocks.com/blockchain-may-be-hyped-but-it-has-a-place-in-the- insurance-industry/
Blockchain is about cooperation and collaboration, by Ralf Temporale; https://www.linkedin.com/pulse/blockchain-cooperation-collaboration-ralf- temporale/?articleId=6380395082801123328
Is Collaboration The New Competition? Blockchains Flip Conventional MBA Wisdom, by Alison McCauley; https://www.forbes.com/sites/alisonmccauley/2019/05/23/is-collaboration-the-new- competition-blockchains-kip-conventional-mba-wisdom/
TCP/IP - Internet protocol suite; https://en.wikipedia.org/wiki/Internet_protocol_suite
History of the Internet and commonalities with Blockchain, by Petros Leandros; https://medium.com/datadriveninvestor/history-of-the-internet-and-commonalities- with-blockchain-58472fd0d3a5
Drawing Parallels between TCP/IP and the Blockchain, by Rebecca Campbell; https://blockchain.works-hub.com/learn/Drawing-Parralels-between-TCP-IP-and-the- Blockchain
Blockchain is to Banks <=> TCP/IP is to Telcos, by Bill Tai; https://medium.com/the- mission/blockhain-is-to-banks-tcp-ip-is-to-telcos-73490352cf12
Capitalizing on blockchain in insurance; https://www.insurancejournal.com/research/app/uploads/2018/01/blockchain101.pdf
Ethereum; https://ethereum.org
AXA goes blockchain with Yzzy; https://www.axa.com/en/newsroom/news/axa-goes- blockchain-with-Yzzy